Mittwoch, 5. Juni 2024

Besuch im Europäischen Parlament

Ein Beitrag von Katharina Sander

Zum Programm der diesjährigen EU-Exkursion zählte auch ein Besuch im Europäischen Parlament, wo wir bei Rainer Wieland zu Gast waren. Rainer Wieland (CDU / EVP) ist Abgeordneter des Regierungsbezirks Stuttgart, seit 1997 MEP und einer der Vizepräsidenten des Parlaments. Da er selbst verhindert war, wurden wir von einer seiner vier festen Mitarbeiterinnen herumgeführt. Melanie Weber arbeitet seit Oktober 2020 als Accredited Parlamentary Assistent bei Rainer Wieland. Sie hat in Wien und Brüssel Politikwissenschaft, Internationale Entwicklung sowie Kommunikation und Medienwissenschaft studiert. In einem kurzen Gespräch erhielten wir die Möglichkeit, Fragen an Frau Weber zu stellen. Hierbei interessierten uns besonders ihre Aufgabenbereiche und der Ablauf eines „normalen“ Tages im Büro von Rainer Wieland.

Im Zuge ihrer Antwort beschrieb sie, dass sie fest in Brüssel wohne und einmal im Monat für 4-5 Tage für die Plenarsitzung des Parlaments in Straßburg sei (Info: Das Europäische Parlament hat seinen offiziellen Sitz in Straßburg. Es wird seit 1979 alle fünf Jahre direkt von den Unionsbürgern gewählt). Ebenso erklärte sie, dass der Job unsicher sei, da er an das Mandat des Abgeordneten gebunden sei. Daher laufe der Vertrag nach Ende der Legislaturperiode aus. Deshalb seien Jobs, die den Vorteil einer Festanstellung mit sich bringen, begehrter. Darunter fallen beispielsweise Stellen in der Parlamentsverwaltung oder bei den Fraktionen.

Auf die Frage nach der Arbeitszeit nannte sie eine vage Zahl von 45 bis 50 Stunden pro Woche. Allerdings betonte sie, dass es Tage gebe, bei denen man das Büro nicht vor 22 Uhr verlasse. Daher sehe sie oft Schwierigkeiten bei Kolleginnen, die Kinder haben, da dort oft die Betreuungssituation am Abend oder während der Tage in Straßburg schwierig zu gewährleisten sei.

Da laut Frau Webers Aussage ein Abgeordneter oder eine Abgeordnete 70- 80 Stunden pro Woche arbeiten, stellt sich mir die Frage, wie viele weibliche Abgeordnete es gibt und inwieweit eine politische Karriere mit Kindern umsetzbar ist, solange noch an klassischen Rollenbildern der Care-Arbeit in der Gesellschaft festgehalten wird? Das Europäische Parlament macht sich für die Gleichstellung der Geschlechter stark. Allerdings sind in der Politik auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene weniger Frauen als Männer vertreten.

Laut einem Diagramm, das unter folgendem Link zu finden ist: https://www.europarl.europa.eu/topics/de/article/20190226STO28804/frauen-im-europaischen-parlament-infografik, waren im Jahr 1979 31 Frauen Mitglied im Parlament, was 15,9 Prozent entspricht. Im Februar 2024 waren 39,8 Prozent der Europaabgeordneten Frauen. Außerdem hat seit Januar 2022 die maltesische Europaabgeordnete Roberta Metsola den Vorsitz des Parlaments inne. Zudem waren in der neunten Wahlperiode sechs der vierzehn Vizepräsidentinnen weiblich. Abzuwarten bleibt, wie viele Frauen nach der bevorstehenden Europawahl, die vom 6.-9. Juni 2024 stattfindet, für die nächste Wahlperiode im Europäischen Parlament Mitglied sein werden.

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