Sonntag, 2. Juni 2024

Kurze Übersicht über das Schulsystem Belgiens

Ein Beitrag von Nico Stöckl

Während der Stadtführung durch Brüssel im Rahmen der diesjährigen EU-Exkursion gab uns Stadtführer und Stadtsoziologe Malte Woydt einen Einblick in Belgiens Schulsystem. Im Folgenden werden Woydts Ausführungen dargestellt. Das belgische Bildungssystem ist durch die föderale Struktur des Landes geprägt, wobei die flämische, französische und deutschsprachige Gemeinschaft jeweils ihr eigenes Bildungssystem verwalten.

Das Schulsystem beginnt mit der frühkindlichen Bildung, gefolgt von der Grundschule und der Sekundarschule. Die frühkindliche Bildung startet im Alter von zweieinhalb Jahren, welche eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Kinder spielt. Die Grundschule beginnt mit sechs Jahren und dauert sechs Jahre. Danach folgt die Sekundarschule, die ebenfalls sechs Jahre dauert. Danach bieten sich verschiedene Bildungswege wie allgemeine, technische und berufliche Ausbildungen. Zusätzlich ist die Aufnahme eines Studiums möglich.

Die katholische Kirche hat einen großen Einfluss auf das belgische Bildungswesen, insbesondere im flämischen Landesteil, wo viele angesehene Schulen von der Kirche betrieben werden. Protestantische Schulen gibt es ebenfalls, sie sind jedoch weniger zahlreich und haben einen geringeren Einfluss.

Die frühkindliche Bildung ist in Belgien kostenlos und beginnt sehr früh, was den Kindern eine strukturierte Bildungsumgebung bietet und berufstätige Eltern unterstützt. Dies trägt maßgeblich zur Chancengleichheit bei. Trotz der Bemühungen um Chancengleichheit besteht in Belgien eine erhebliche Bildungsungleichheit. Der Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung hängt oft von der sozialen Herkunft der Schüler ab. Kinder aus wohlhabenderen Familien haben bessere Chancen auf gute Schulbildung und zusätzliche Bildungsressourcen, während Kinder aus ärmeren Verhältnissen benachteiligt sind.

Belgien hat mit hoher Jugendarbeitslosigkeit zu kämpfen, besonders unter Jugendlichen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen. Um dieses Problem anzugehen, versucht Belgien, das deutsche duale Ausbildungssystem zu übernehmen, das schulische Ausbildung mit praktischer Berufserfahrung kombiniert. Das duale Ausbildungssystem in Deutschland hat sich als erfolgreich erwiesen und Belgien hat begonnen, ähnliche Ansätze zu implementieren. Erste Erfolge sind sichtbar, jedoch bestehen noch Herausforderungen bei der flächendeckenden Umsetzung und Anpassung an die belgischen Verhältnisse.

Insgesamt zeigt das belgische Bildungssystem eine hohe Bereitschaft zur Innovation, um den Anforderungen an eine moderne Gesellschaft gerecht zu werden. Die Bildungsungleichheit bleibt jedoch eine zentrale Herausforderung, die weiter angegangen werden muss, um eine gerechtere Verteilung der Bildungschancen zu gewährleisten.

Statistik zur Bildungsungleichheit in Belgien - Bildungsstand | Statbel (fgov.be)

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