Donnerstag, 23. August 2018

EU-Exkursion 2018: Haus der europäischen Geschichte (III)

Im Mai 2017 öffnete im Brüssler Leopoldpark, im Europaviertel, das „Haus der Europäischen Geschichte“. Vom Europäischen Parlament initiiert und finanziert soll es seinen Teil zur europäischen Identität beitragen und so den Zusammenhalt stärken. Unter den heutigen Umständen und Hürden, wie der anhaltenden Finanzkrise einiger Staaten, denen sich die Europäische Union gegenüber sieht, scheint dies kein schlechter Ansatz zu sein. Denn eine gemeinsame Geschichte kann den Zusammenhalt unter den Unionsbürgern stärken und bei Krisenüberwindungen helfen.

Die Finanzpolitik mit ihren Rettungsschirmen findet aus input-orientierter Sichtweise in den wenigsten EU-Staaten eine Legitimation. Auch lassen sich Entscheidungen auf europäischer Ebene nicht immer zwangsläufig aus output-orientierter Sichtweise begründen. Für diese bedarf es viel mehr eines „Gemeinschaftsgefühls“, welches die Bürgerinnen und Bürger der einzelnen EU-Staaten verbindet.

Das Haus der europäischen Geschichte setzt bei diesem Gedanken an und führt die Besucher kostenfrei durch die Geschichte Europas. Die Dauerausstellung mit dem Schwerpunkt des 20. Jahrhunderts schildert eindrucksvoll und emotional, wie Europa trotz der schrecklichen Ereignisse der beiden Weltkriege in der Europäischen Union und damit im Frieden zusammenfand.

Zum Motto „ In Vielfalt geeint“ passend, endet die Museumstour im obersten Stock mit einer leeren Wand, welche von Besuchern individuell beschriftet werden kann. Auch hier runden die Emotionen der Besucher die Ausstellung ab mit den verschriftlichten Eindrücken, die sie durch die Stockwerke gesammelt haben. Liest man sich durch die vielen Gedanken der Besucher, kann es bei dem einen oder anderen schon zu Tränen in den Augen kommen. Denn hier zeigt sich, was mit europäischer Identität gemeint ist: Die Liebe zur Europäischen-Union!

Mittwoch, 8. August 2018

Essay zum FAZ-Gastbeitrag „Die Utopie vom Leben jenseits der Grenze“ von Ivan Krastev

Ivan Krastev: Die Utopie vom Leben jenseits der Grenze, FAZ vom 01.03.2016 (URL: http://www.faz.net/aktuell/politik/die-gegenwart/zerfaellt-europa-3-die-utopie-vom-leben-jenseits-der-grenze-14082761.html)

Autor: Dennis Schlesinger

Der bulgarische Politologe Ivan Krastev durchleuchtet in seinem Gastbeitrag die Flüchtlingskrise in Europa und ihre Gefahr für den Fortbestand der Europäischen Union.

Er stellt zunächst fest, dass wir durch die fortschreitende Technologisierung in einer Welt der „Diktatur des globalen Vergleichs“ leben. Menschen vergleichen sich nicht mehr mit ihren unmittelbaren Nachbarn, sondern mit den am besten gestellten Bewohnern und Gesellschaften der Erde. Er bezeichnet die daraus resultierenden Völkerbewegungen als moderne Revolution, deren Ursachen nicht in einer gemeinsamen Ideologie liegen. Es sind eben jene Mechanismen, hervorgerufen durch die weltweite Ungleichheit, die die Menschen nach Veränderung und einem Wechsel ihres Wohnortes streben lassen.

Das Problem für die Europäische Gemeinschaft liegt in der in Europa entstandenen Gegenrevolution. Nach anfänglicher Solidarität finden wir mittlerweile einen Zustand der Ablehnung und Angst gegenüber der zunehmenden Migration vor. Da diese Abneigung in den mittel- und osteuropäischen Ländern besonders stark ausgeprägt ist, beschreibt Krastev einen sich zuspitzenden Ost-West-Konflikt innerhalb Europas, der zu einer ernstzunehmenden Gefahr für die EU geworden ist.