Samstag, 22. Dezember 2018

EU-Exkursion 12/2018: Haus der europäischen Geschichte

Ein Bericht von Naxhije Bujupi und Selda Horos

Im Rahmen der EU-Exkursion vom 2. bis 5. Dezember 2018 mit Herrn Dr. Müller in Luxemburg und Brüssel wurde neben den wichtigsten Institutionen der Europäischen Union auch das Museum „Haus der europäischen Geschichte“ besucht. Hier konnte man auf insgesamt vier Etagen eine chronologisch strukturierte Reise durch die Geschichte Europas durchlaufen und erleben. Das technologisch höchst fortgeschrittene Gebäude, das als Projekt vom Europäischen Parlament finanziert wurde, hat eindrucksvolle Ausstellungsstücke auf eine sehr kreative und ansprechende Weise dargestellt.


Im Folgenden sind neben den räumlichen Beschreibungen und unseren Interpretationsansätzen auch inhaltliche Informationen über die Ausstellungsstücke zusammengetragen, die beim Besuch mitgenommen wurden. Dazu haben wir uns im Hinblick auf dieses Protokoll auf die erste Etage „Die Gestaltung Europas“ begrenzt. Hier ging es chronologisch gesehen um die Anfänge Europas bzw. den Ursprung der europäischen Idee, während in den nachfolgenden Etagen die geschichtliche Entwicklung fortgesetzt wird.

Die Raumgestaltung des Hauses der europäischen Geschichte ist großzügig, modern und minimalistisch gehalten. Der Besuch des Museums wird audiovisuell durch speziell eingerichtete Tablets und Kopfhörer unterstützt. Durch das Fortbewegen durch die Bereiche spricht eine Stimme im richtigen Moment die jeweiligen Hintergrundinformationen zu dem gesehenen Ausstellungsstück. Außerdem sind über den grundlegenden Texten hinaus auch detailliertere Hintergrundinformationen zu speziellen Ausstellungsstücken vorhanden, wie z.B. Videosequenzen oder Bilder.

Neben den im Mittelpunkt stehenden Schaufenstern und Installationen gibt es in jeder Etage, wie auch in der ersten, zwei kindgerechte „Grübel-Stationen“. An diesen kann man auf kreative Weise Fragen beantworten und durch praktisches Ausprobieren Rätsel lösen. Eine große Rolle spielt also die museumspädagogische Gestaltung, vor allem die Nutzung neuer Medien.

Die thematische sowie gleichzeitig auch räumliche Gliederung besteht aus "Der Mythos der Europa", "Europa auf Landkarten", "Europäisches Erbe und Erinnerung". Inhaltlich gibt es viel Lernenswertes über die Geschichte Europas. Unter anderem auch, dass der Name „Europa“ seinen Ursprung im Mythos der Europa findet.
„Europa, eine Prinzessin aus Phönizien, dem heutigen Libanon, wird von dem griechischen Gott Zeus entführt, der ihr in Gestalt eines weißen Stiers begegnet. Verliebt in ihre Schönheit, entführt er sie auf die Insel Kreta. Der Name Europa wird seit dem Altertum mit diesem Mythos immer wieder aufgegriffen, um Inhalt und Bildmotive neu zu interpretieren, sodass sich die jeweils aktuellen Fragestellungen in ihnen widerspiegeln.“ (https://historia-europa.ep.eu/de/permanent-exhibition/die-gestaltung-europas).
Ausstellungsstücke wie Gemälde, Skulpturen und bemalte Vasen bezeugen eine solche Mythologie und verkörpern damit die außerordentliche Bedeutung der Prinzessin Europa. Heute wird das Symbol der Europa auch teilweise noch als Wasserzeichen auf Euromünzen verwendet.

Außerdem interessant ist die Darstellung der ersten Landkarten, die Europa darstellen sollen. Hierbei wird die eurozentrische Weltsicht der damals ersten Kartenzeichner hinterfragt – die übrigens als Vorbild für Kartografen in Europa gelten und somit das Bild Europas maßgeblich beeinflussten. Um diesen Kontrast der Perspektiven aufzuzeigen, ist im selben Schaufenster zum Thema „Europa auf Karten“ eine asiatische Kartenzeichnung ausgestellt, die Asien proportional wesentlich größer darstellt und stärker in den Mittelpunkt setzt, während Europa, Afrika und Amerika wie winzige Erdteile daherkommen. Dies geschah also auch in Europa.

Das Thema „Europäisches Erbe und Erinnerung“ wird im digitalen Museumsführer wie folgt eingeführt:
“Was hält den Kontinent zusammen? Was könnte man als europäisches Erbe bezeichnen? Europa ist mehr als die Summe der Nationalgeschichten. Gibt es eine spezifische europäische Zivilisation und Kultur, die durch besondere, im Laufe der Geschichte entstandene Traditionen und Werte gekennzeichnet sind? Es gibt Kernelemente unserer Kultur, die in Europa entstanden sind und sich auf dem gesamten Kontinent entfaltet haben? Kann man sie als Besonderheit und Kennzeichen europäischer Kultur betrachten? Wenn dem so ist, welche Teile dieses europäischen Erbes möchten wir bewahren, was wollen wir ändern, was sollten wir zurückweisen?“ (https://historia-europa.ep.eu/de/permanent-exhibition/die-gestaltung-europas).
Hier wurden als Ausstellungsstücke unter anderem Dinge aus den Bereichen Philosophie, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Allgegenwart des Christentums, Humanismus und Aufklärung gebracht. Allerdings werden auch Schattenseiten der europäischen Geschichte wie staatlicher Terror, Sklavenhandel, Kolonialismus und Völkermord aufgegriffen. Die grundlegende Idee hierfür ist, durch Erinnern an die Vergangenheit für die Zukunft zu lernen. Dieser Ansatz ist sehr interessant und aus unserer Sicht auch gut, da Selbstkritik und Reflexion durch aktive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und der damit einhergehenden Schuld eine fortschrittliche Herangehensweise ist.

Rückblickend war dieser Museumsbesuch einer der besten, die wir je im Rahmen von bildungsinstitutionellen Exkursionen gemacht haben, und empfehlen es wärmstens weiter!

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