Freitag, 6. Juli 2018

EU-Exkursion 2018: Stadtführung in Brüssel

[Stadtführer: Malte Woydt]
 
Autoren: Simon Schneider & Heiko Gollub

Brüssel gehört, als eine von 19 Gemeinden der Region Brüssel-Haupstadt (Région de Bruxelles-Capitale), zum Königreich Belgien. Die Stadt wurde im 10. Jahrhundert gegründet und hat heute etwa 177.000 Einwohner. Die große Mehrheit der Bevölkerung spricht Französisch. Etwa 2/3 der Einwohner Brüssels haben mindestens ein ausländisches Elternteil. Die größte Anzahl an Ausländern stellen Frankreich (70 000) und Marokko (45 000). Den höchsten Ausländeranteil einer Stadt in Deutschland hat Frankfurt mit etwa 51 %.

Die Stadt hat beide Weltkriege schadlos überstanden (Woydt: „Im ersten Weltkrieg ist hier keine einzige Fensterscheibe kaputt gegangen“). Es lassen sich nur sehr wenige neue Gebäude in der Altstadt finden, da wenig abgerissen oder saniert werden musste.

Der Parc de Bruxelles (im Volksmund: „Parc Royal“) gilt seit mehr als 800 Jahren als politisches Zentrum Brüssels. Mit der Unabhängigkeit Belgiens im Jahr 1830 legten die Belgier ihr politisches System direkt um den Park herum. Eine Seite des Parks ist heute belegt für Parlament und Regierung, die andere Seite für (z.B. amerikanische, englische, schweizerische) Botschaften. Der Königspalast liegt gegenüber dem Parlament bzw. der Regierung. Diese Trennung steht für eine symbolische Gewaltenteilung, die im Zuge der Unabhängigkeitsbewegung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden ist. Dem König wurde formal die Macht entzogen, was durch gemeinsames, parlamentarisches Handeln dauerhaft gewährleistet werden sollte.

Belgien gilt als zweites Industrieland der Weltgeschichte nach Großbritannien. Mitte des 19. Jahrhunderts war Belgien anderen Nationen wie Deutschland, Italien oder Frankreich, wirtschaftlich einige Jahrzehnte voraus. Dies gelang vor allem durch eine gute Investitionspolitik im Zuge der Industrialisierung. Belgien wurde zu dieser Zeit hauptsächlich vom Finanzbürgertum (z.B. Chefs großer Banken) regiert. Karl Marx bezeichnete Belgien als „Paradies des Kapitalismus“.
Heute besitzt Belgien die 20. größte Volkswirtschaft der Erde (bei gerade einmal 11 Mio. Einwohnern!).

Brüssel ist neben Berlin die europäische Hauptstadt mit der höchsten Arbeitslosenzahl. Das Gefälle zwischen hochqualifizierten und unqualifizierten Menschen ist riesig. Brüssel hat als Europahauptstadt einen sehr starken tertiären Sektor, gleichzeitig werden jedoch massenhaft Jobs für Personen ohne Schulabschluss geschaffen (Woydt: „Man kann also auch sagen, Brüssel und Berlin sind die einzigen europäischen Hauptstädte, die noch günstig genug sind für Arbeitslose“).

Die Brüsseler Innenstadt besteht aus der Oberstadt auf dem Hügel und der Unterstadt im Tal. Die Adligen wohnten in der Oberstadt, um auf die anderen Menschen herunterblicken zu können. Brüssel ist daher anders strukturiert als nordwesteuropäische Städte, in denen Reiche normalerweise im Westen (z.B. Westend in London) wohnten. Heute wohnen reichere Menschen in östlichen, südöstlichen und südlichen Villenvororten von Brüssel. Als Tourist hält man sich meistens im Stadtzentrum auf und erhält den Eindruck, sich in einer armen Stadt zu befinden (Woydt: „Die reichen Leute verstecken sich in den Vororten von Brüssel“). Die Wohnungskosten in Brüssel sind immens hoch. Viele Familien haben Probleme bei der Suche nach Wohnungen, da diese oftmals schlecht geschnitten sind. Der Wohnungsentwurf spielt eine wichtigere Rolle als die Quadratmeter. Schätzungsweise (Woydt) liegt der Preis für eine Ein-Zimmer-Wohnung in einem Altbau im Armenviertel zwischen 500 und 600 Euro (!).

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