In diesem Beitrag stellt Simon Casacchia den Abschnitt zu den Anfängen der europäischen Integration aus folgendem Buch vor:
Adam, Hans / Mayer, Peter (2020): Europäische Integration. Einführung für Ökonomen, 3. Aufl. utb
Die folgende Ausarbeitung beschäftigt sich mit den Anfängen der europäischen Integration. Dazu wurde als Quelle der erste Teil des Buches „Europäische Integration“ von Hans Adam und Peter Mayer aus dem Jahr 2020 verwendet. Insbesondere interessiert hierbei die Ausgangslage Europas, welche letztendlich zur europäischen Integration führte, wobei der Text weit über diese hinausgeht und neben dem Beginn der EU auch ihre weitere Entwicklung bis hin zur Gegenwart untersucht.
Die Ausführungen von Adam und Mayer werden von drei Leitfragen geprägt, die direkt zu Beginn vorgestellt werden. Demnach befasst sich ihre Untersuchung zum ersten mit der Frage, welche politischen Entwicklungen und Ereignisse die europäische Einigung geprägt haben, zum zweiten, wie sich die europäische Wirtschaft seit Beginn der europäischen Integration verändert hat, und drittens, welche idealtypischen Vorstellungen die Diskussionen über die Zukunft Europas bestimmt haben (vgl. S. 24).
Im ersten Abschnitt wird die Ausgangslage für das Entstehen der europäischen Integration erläutert. Europa wird hierbei als ein Kontinent beschrieben, dessen souveräne Nationalstaaten häufig und wiederkehrend in gewaltsame Konflikte verwickelt waren. Als Beispiel werden dafür der Hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich von 1337 bis 1559 oder der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 genannt.
Mit der Erfindung von immer neuen Waffen und Technologien wurden diese Kriege immer verheerender, die Lebensgrundlage der Menschen wurde immer wieder aufs neue vernichtet. Am Ende des Zweiten Weltkrieges, welcher ca. 50 Millionen Menschen in Europa das Leben kostete, war deshalb das Bedürfnis groß, in eine Zeit des Friedens überzugehen und diesen auf lange Sicht beizubehalten. Aspekte der Völkerverständigung, Demokratie und Menschenrechte waren dabei von zentraler Bedeutung (vgl. S. 24). Auch aus wirtschaftlicher Sicht wird die europäische Situation eher als schwierig beschrieben:
„Wirtschaftlich war Europa in vielerlei Hinsicht bis in das 19. Jahrhundert fragmentiert: Hohe Transportkosten begünstigten die lokale Produktion. Unterschiedliche Maßsysteme und unterschiedliche Währungen machten den Handel beschwerlich. Die für den Tausch erforderlichen Informationen über das Angebot und Nachfrage auf der Seite des Handelspartners waren nur begrenzt verfügbar.“ (S. 25)
Neben diesen beiden eher hemmenden Faktoren wird aber auch ein Ausgangsfaktor beschrieben, welcher sich eher positiv auf die europäische Integration ausgewirkt haben dürfte. Es handelt sich dabei um den Fakt, dass, obwohl die europäischen Völker in ihren Nationalstaaten im hohen Maße unterschiedliche Kulturen entwickelten, es dennoch einige kulturelle Grundideen gab, welche all diese Kulturen gemeinsam hatten. Die Rede ist hierbei von der griechischen und römischen Philosophie, der Baukunst der Antike und dem christlichen Glaube. Auch „die Gedanken der Französischen Revolution und Aufklärung verbreiteten sich schnell und beeinflussten die geistige Entwicklung in ganz Europa“ (S. 26).
Durch diese Gemeinsamkeiten kam es immer wieder zu Ideen, Europa zu vereinigen: So schlug beispielsweise der Jurist Pierre Dubois im Jahr 1306 eine regelmäßige „Zusammenkunft des europäischen Adels vor“ (S. 26). Die Idee, Europa zu vereinigen, war also keineswegs neu, wirklich umgesetzt wurde sie aber erst in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die verschiedenen Etappen der Integration und was sie für Europa bedeuteten werden von Adam und Mayer im Kapitel „Die Entwicklung seit der Mitte des 20. Jahrhundert“ (S. 26ff.) beschrieben. Auch hier nehmen die Autoren wieder Bezug auf die damals gegenwärtige Ausgangslage: So wird beispielsweise die Ansicht von Jean Monnet, nach welcher die Staaten Europas alleine nicht in der Lage seien, für Prosperität und soziale Entwicklung zu sorgen, aufgeführt (vgl. S. 28). Als ebenfalls essenziell erschient die Entscheidung der USA, Deutschland wieder zu stärken anstatt zu schwächen. Nach dem Krieg wurde also ein (West-)Deutschland angestrebt, welches sich durch Demokratie auszeichnet und in die Zusammenarbeit mit anderen europäischen Staaten eingebunden ist.
„Auch die Auseinandersetzung zwischen Ost und West förderte auf beiden Seiten des Atlantiks die Vorstellung, dass Westeuropa nur gemeinschaftlich die Zukunft gestalten kann: In Westeuropa wuchs die Angst vor der sowjetischen Bedrohung. Hinzu kam, dass kommunistische Parteien in vielen Ländern Westeuropas einflussreich waren. Vor diesem Hintergrund nahm auch in den USA die Unterstützung für ein europäisches Einigungsprojekt zu, sie wurde Teil einer US-amerikanischen 'Containment-Politik'“ (S. 28).
Das Zitat zeigt: Auch die politische Situation in Bezug zur Sowjetunion legte eine Zusammenführung der europäischen Staaten nahe, dennoch geschah oder geschieht die europäische Integration nicht von heute auf morgen. Die Zusammenführung von mehreren Staaten ist ein hochkomplexes Unterfangen, welches viel Zeit in Anspruch nimmt und von einigen Rückschlägen gekennzeichnet ist:
„Die Überwindung nationalstaatlicher Strukturen war (und ist) für Gesellschaften ein revolutionärer Schritt, zumal die Nationalstaaten meist mit einer gemeinsamen Sprache, einer gemeinsamen Geschichte, einer gemeinsamen Kultur verknüpft sind“ (S. 29).
Als zentraler, erster Schritt zur europäischen Integration wird hierbei unter anderem die Schaffung des Europarats im Jahr 1949 genannt, der die demokratische Weiterentwicklung der Mitgliedstaaten fördern sollte. Darauf folgte der Schuman-Plan im Jahr 1950. Dieser sah eine Kooperation zwischen Deutschland und Frankreich in der Schwerindustrie vor. Durch diese erste supranationale Organisation sollten kriegerische Handlungen zwischen Deutschland und Frankreich unmöglich gemacht werden, anderen Ländern stand es offen, der Montanunion beizutreten (vgl. S. 30).
Im weiteren Verlauf des Textes nehmen Adam und Mayer unter anderem Bezug auf weitere Schritte der europäischen Integration und machen dabei auch auf gegenwärtige Krisen wie den Brexit aufmerksam. Auch bei den späteren Entwicklungsschritten untersuchen sie dabei immer wieder die wirtschaftlichen Auswirkungen.
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