Mittwoch, 13. Mai 2020

Führungskrise in der EU

Liebe Kommiliton*innen,

“Europa wird aus Krisen geboren.” Diese Meinung vertrat schon einst Jean Monnet. Doch Deutschland in der vermeintlichen Rolle als europäischer Zentralmacht sah sich schon früh zahlreichen Vorwürfen ausgesetzt. “Ihr Deutschen wollt nicht Deutschland in Europa verankern. Ihr wollt den Rest Europas in Deutschland verankern”, kritisierte Margaret Thatcher bereits nach der Wiedervereinigung. Mit dieser Meinung stößt sie auch heute auf Zustimmung unter einigen europäischen Nachbarländern. Mehr oder weniger unabsichtlich geriet Deutschland in die Rolle des Hegemons Europas.

Dabei sind die Aufgaben eines Hegemons bzw. einer "Macht der Mitte" in Europa nicht ohne. Es bedarf großen diplomatischen Geschicks und eines ständigen Suchens nach einer gemeinsamen Linie. Münkler schreibt: “Die Aufgaben, die von der Zentralmacht Europas zu bewältigen sind, gleichen der Quadratur des Kreises.”

Als Referatsgruppe zur Thematik "Führungskrise / Deutsche Hegemonie" haben wir zum Text von Herfried Münkler ein Quiz erstellt. Eine Zusammenfassung des Textes erhaltet ihr hier, eine Anregung zur Umsetzung der Thematik in der Schule hier. 

Zentrale Fragen an den Text:
  • "Die Krise kann Europa stärken - wenn Deutschland das Nötige tut”, lautet der Titel eines Online-Artikels. Bestätigt oder widerlegt die Aussage, dass Deutschland als semi-hegemonialer Akteur und angesehene “Macht der Mitte” diese zentrale Rolle bereits innehat? Welche Anzeichen gibt es hierfür?
  • Ist die Entscheidung Merkels, die Grenzen im Zuge der “Flüchtlingskrise” zu öffnen, ein Beispiel für die hegemoniale Stellung Deutschlands?
  • Die USA zieht sich zunehmend aus der Rolle der Schutzmacht (Europas) zurück. Nimmt Deutschland daher verstärkt diese Rolle ein? Macht dies eine europäische Verteidigungsarmee notwendig?
  • Scheitert Deutschland an den Aufgaben der europäischen Zentralmacht, dann scheitert auch Europa!? Nehmt Stellung zu dieser Aussage.

Weiterführende Links zum besseren Verständnis und zur Beantwortung der Fragen:

Gruß von der Referatsgruppe: Daniel Christen, Melisa Duran, Magdalena Durchdewald, Gurmeet Kaur, Sebastian Koschmieder, Marcel Moser, Tobias Warth und Lukas Richter

1 Kommentar:

  1. Laut Herfried Münkler (NOZ, 2015) ist die Vorstellung, dass Deutschland in Europa bereits schon lange führt, keine provokante Aussage.
    Deutschland müsse nun laut Münkler endlich seine Verantwortung innerhalb Europas erkennen.
    Tatsächlich bliebe Deutschland als geografisches Zentrum auch nichts anderes übrig.
    aus: Lüddemann, S. (2015). Deutschland als "Macht in der Mitte". Abgerufen von https://www.noz.de/deutschland-welt/kultur/artikel/576388/deutschland-als-macht-in-der-mitte#gallery&0&0&576388

    Die Ära der machtpolitischen Abstinenz Deutschlands sei also nun endgültig vorüber.
    Insofern stimmt der Befund, dass Deutschland schon längst eine Mittelmacht ist, vollumfänglich.
    Das kann man z.B. daran festmachen, dass Deutschland in Sachen EU-Erweiterung den damaligen Beitrittskandidaten zur Seite gesprungen ist und sie in ihrem Bestreben unterstützt hat. Das hat auch damit zu tun, dass Deutschland die Rolle des nördlich gelegenen Randstaats aufgeben wollte, da ja die EU bereits nach Süden hin immer größer geworden ist.
    Vgl. Münkler, H. (2015). Macht in der Mitte. Abgerufen von https://www.welt.de/print/die_welt/debatte/article138001907/Macht-in-der-Mitte.html


    Ist die Öffnung der Grenzen während der Flüchtlingskrise ein Beweis für Deutschlands Hegemonialmacht?
    Hier hat Deutschland unter der Führung der Bundeskanzlerin ihre Rolle als Hegemonialmacht vielleicht ausgebaut. Aber es ist auch so, dass sich andere Mitgliedstaaten mit der Führungsposition Deutschlands in dieser Krise nicht gut arrangieren konnten. Vielleicht könnte man insofern sagen, dass Deutschland hier nicht ungewollter Hegemon geworden ist, sondern freiwillig und bewusst.

    Ob es zur Installation einer Europäischen Verteidigungsarmee kommen kann, liegt an den Verteidigungsminister*innen der 27 Mitgliedstaaten. Sicherlich muss sich aber Europa seit dem Rückzug der USA unter Präsident Trump in Sachen gemeinsamer Verteidigungsstrategie sicher sein und zusammenarbeiten, denn auf der anderen Seite stehen Russland und China als die beiden anderen großen Global Player, oder Machtblöcke.

    Scheitert Deutschland an den Aufgaben der Europäischen Zentralmacht, so ist das auch für Europa der Fall?
    Da wir nun festgestellt haben, dass Deutschland als konzentrische "Macht der Mitte" unverzichtbar geworden ist, ist es auch in der logischen Konsequenz weiterhin denkbar, dass Europa wie ein Dominostein fällt, denn Deutschland ist in Europa eingebunden und Europa braucht ein starkes Deutschland, sonst gerät die Gesamtbalance der EU aus dem Gleichgewicht und fällt schließlich.

    ...Soviel dazu von mir. LG, Ulrike Maurer

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