Sonntag, 3. Mai 2020

Die Corona-Krise als Eurokrise?

Im neuen Blätter-Podcast, der die monatlich erscheinende Zeitschrift „Blätter für deutsche und internationale Politik“ begleitet, beleuchten die Autoren verschiedene Perspektiven der Corona-Krise.

Auf der Ausgabe vom Mai 2020 prangt in roten Buchstaben der Beitragstitel des Historikers Adam Tooze: „Unsere Normalität kehrt nicht mehr zurück“. Die Ausgabe beschäftigt sich in diesem Monat ausschließlich mit den Folgen des Corona-Schocks für Weltwirtschaft, Gesellschaft, Demokratie und zwischenstaatliche Kooperation. Enthalten ist auch ein Beitrag des Historikers Yuval Noah Harari, in welchem dieser angesichts der Krise für mehr Kooperation plädiert.

Der Blätter-Redakteur Steffen Vogel bringt im Gespräch mit Helena Schmidt (min 23:24) die Sorge zum Ausdruck, die Pandemie könne eine zweite Eurokrise – nach der ersten Krise vor zehn Jahren, ausgelöst durch die finanziellen Probleme Griechenlands – heraufbeschwören. Er befürchtet ein Auseinanderbrechen der EU.

Indem die Regierungschefs die Krise zunächst als rein national betrachteten, habe Europa nicht nur menschlich und politisch, sondern auch geostrategisch versagt, so Vogel. Bis heute seien sich die Mitgliedsstaaten nicht einig, wie der finanziellen Krise begegnet werden soll. Während die südeuropäischen Staaten Corona-Bonds fordern, sehen die Gegner des Vorschlags den ESM als geeignetes Instrument, um der finanziellen Krise zu begegnen.

Eine einheitliche europäische Antwort auf den Corona-Schock blieb bisher aus. Kritisiert werde häufig der Mangel an Solidarität innerhalb der EU. Dies nähre die EU-Skepsis und vertiefe die Spaltung zwischen den Eurostaaten, sodass, laut Vogel, eine tödliche Gefahr für die EU entstünde. Denn die EU sei mehr als ein Bündnis einzelner Staaten, die selbst für ihre wirtschaftliche Lage verantwortlich seien. Die gemeinsame Währung erfordere nicht nur eine gemeinsame Politik, sondern auch eine gemeinsame Haftung, die in Krisenzeiten das Gebot der Stunde sei. Spürbare Solidarität laute das Mantra, mit dem Europa der finanziellen Krise begegnen müsse

Hier geht es zum Podcast "Die globale Seuche" vom 30.04.20.

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